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Blog

235. Plenarsitzung: Bericht Enquete-Kommission Berufliche Bildung

Thema:

Bericht Enquete-Kommission Berufliche Bildung

Plenarprotokoll:

Redetext:

Stephan Albani (CDU/CSU):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ja, diese Legislatur war eine gute Legislatur für die berufliche Bildung. Sie begann mit der Einführung eines Exzel- lenzwettbewerbes namens InnoVET. Es ging dann weiter mit der Modernisierung zweier Gesetze, dem Berufsbildungsmodernisierungsgesetz und dem AFBG, kurz: Meister-BAföG.

Nun liegt das Opus magnum vor, das Ergebnis von drei Jahren gemeinsamer Arbeit: der Bericht der Enquete-Kommission. Ich möchte mit dem Dank beginnen an die Kolleginnen und Kollegen und die Sachverständigen: 19 Kolleginnen und Kollegen, 19 Sachverständige und zahllose zusätzlich geladene, direkt oder indirekt teilnehmende Sachverständige haben hier zu diesem Bericht beigetragen und haben das Ergebnis erzeugt, das heute vorliegt und auf das wir aus meiner Sicht wirklich alle gemeinsam stolz sein können.

Das Ziel, das uns gemeinsam geeint hat, war die Überzeugung, dass die berufliche Bildung ein Erfolgsmodell ist, dass sie der Eckpfeiler für den Fachkräftebedarf ist und dass sie für junge Menschen letzten Endes die Basis einer sicheren Lebensgestaltung darstellt.

Nun kommt die Digitalisierung. Ja, die Digitalisierung ist Veränderung. Wie ein chinesisches Sprichwort so schön sagt: Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen. – Genau darum ging es uns, nämlich herauszufinden: Wie sieht es denn im System aus?

Wir müssen bei der Analyse erst mal generell zwei Arten von Digitalisierung unterscheiden: Das eine ist die Digitalisierung in der Arbeitswelt selbst, also in den Berufen, die die Berufe verändert, die Berufe obsolet macht, die andere Berufe neu erzeugt. Das andere ist natürlich die Digitalisierung in der Ausbildung, also im gesamten schulischen Teil, wo Digitalisierung, wenn es gut läuft, nicht nur Papier und Bleistift ersetzt, sondern neue Wege des Lernens und des Verstehens originär ermöglicht.

Als wir das betrachtet haben, haben wir festgestellt, dass zum Beispiel das Zusammenspiel der Sozialpartner, der Kammern bei der Modernisierung von Berufen gut funktioniert. Wir können hier an dieser Stelle bestenfalls sagen: ein paar mehr agile Verfahren, ein bisschen mehr Tempo an der einen oder anderen Stelle. Aber auch das ist eigentlich schon des Guten zu viel; eigentlich funktioniert das Zusammenspiel sehr gut.

Aber es gibt andere Bereiche, in denen die Menschen verunsichert werden. Studien sagen: Ungefähr 1,5 Millionen Arbeitsplätze werden wegfallen, aber auch 1,5 Millionen Arbeitsplätze werden neu entstehen. Insofern gibt es zwei Bereiche, zwei zentrale Felder, die wir in der Zukunft in den Fokus nehmen müssen – das stellt der Bericht deutlich heraus –: Das eine ist die Berufsorientierung. Wir haben uns angeschaut, was derzeit getan wird: Das ist eine Fülle von Maßnahmen: von Zukunftstagen über Praktika, über alle möglichen Formen von Messen und Informationen, durch die Pandemie mittlerweile teilweise auch digital. Aber sie stehen alle monolithisch nebeneinander.

Ich nehme ein einfaches Beispiel: Vor einiger Zeit sprach ich mit einem jungen Menschen, einem Kollegen meiner Tochter, und fragte ihn so nach dem Motto: Was machst du denn jetzt mit deinem Berufspraktikum? – Da sagte er, er mache das in einer Bank. Darauf fragte ich ihn – das war vor der Pandemie –: Wieso? Du wolltest doch in eine Baumschule gehen. Das interessiert dich doch. – Antwort: Ja, aber doch nicht im Februar. Da ist es kalt, und es regnet. Und die Bank ist überdacht und ist warm. – An dieser Stelle nützt ein solches Berufspraktikum nicht zur Berufsorientierung.

Genauso ist es auch mit Zukunftstagen und anderen Veranstaltungen, wenn man sie nach Opportunität beurteilt und nicht nach dem, was sein persönliches Interesse ist. Da müssen wir deutlich besser werden.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Marja-Liisa Völlers [SPD])

Der andere Punkt ist: Diese Veränderung, die wir in den Berufen einführen, macht es natürlich zwingend notwendig, eine große Menge an Weiterbildungen vorzusehen. Hier wollen wir durch die Verbesserung der KfW- Bildungskredite, durch die Neuausrichtung von Bildungsprämien und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Weiterbildung deutlich mehr in der Zukunft erreichen, sodass die Menschen, die hier weitergebildet werden sollen, das Gefühl haben, Weiterbildung bedeute für sie den Aufbruch in eine sichere und persönlich gute Zukunft.

Dann will ich noch mit drei weiteren Forderungen abschließen, die wir in teilweise unterschiedlicher Ausprägung gemeinsam formuliert haben: Das ist der Pakt für die berufliche Bildung insgesamt, in dem es um Förderung für Infrastruktur geht, Qualifizierung für die Lehrerweiterbildung und entsprechend Bereitstellung von Wohnraum und Mobilisierung. Ganz wichtig ist für uns der Pakt für die Berufsschulen, die eine steigende Bedeutung auch und gerade im Bereich der Weiterbildung haben. Last, but not least: die Internationalisierung, das heißt die Etablierung eines Deutschen Beruflichen Austauschdienstes, um auf diese Art und Weise hier wieder mehr Internationalität reinzubringen. Was man sich klarmachen muss: Lange bevor Akademiker sich über Ländergrenzen hinweg ausgetauscht haben, waren es Handwerker, die auf die Walz gingen und so international ihre Fertigkeiten vervollständigten.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Marja-Liisa Völlers [SPD])

Der Enquete-Bericht ist eine hervorragende Grundlage für die Arbeit in der nächsten Legislatur. Ich freue mich darüber, dass wir ihn gemeinsam geschafft haben. Ich muss ehrlich zugeben: Es gab die eine oder andere Sekunde, wo wir unter der Leitung von Frau Lezius oder Liisa Völlers gedacht haben: Das schaffen wir nicht. – Wir haben es geschafft! Ich freue mich darüber. Ich denke, wir haben einen wichtigen Dienst getan: das Wichtigste zu entwickeln, was wir haben, nämlich die Fähigkeiten in den Köpfen unserer jungen Menschen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)