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Blog

170. Plenarsitzung: Berufsbildungsbericht 2024

Thema:

Berufsbildungsbericht 2024

Plenarprotokoll:

Plenarprotokoll 20/170

Redetext:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ja, alle Jahre wieder kommt der Berufsbildungsbericht. Und auch wenn die Hauptaufgabe immer darin besteht, so zu tun, als wäre hier und da etwas verändert, muss man sagen: Qualitativ hat sich bei Licht und Schatten nicht so viel verändert. Ja, es ist richtig: Die Zahl der Ausbildungsverträge ist
um 3 Prozent gestiegen. Das ist Licht. Es ist vor allen Dingen Licht, dass es mittlerweile auch in allen Bereichen so ist. Bis vor Kurzem war es im Wesentlichen in Industrie und Handel der Fall, jetzt in allen Bereichen. Ja, und wir liegen – das ist Schatten – wieder auf dem Niveau von vor Corona.

(Zuruf der Abg. Leni Breymaier [SPD])

Das nächste Licht ist: Wir haben eine Übernahmequote von 77 Prozent. Das ist so wie vor Corona, aber wir haben auch einen Fachkräftemangel. Das heißt, das ist ein Indiz dafür, dass hier eine große Not besteht. Die Hauptzahl – Sie haben sie genannt – muss uns schwer beeindrucken. Sie ergibt sich aus der Tatsache, dass seit 2018 die Zahl der Nichtqualifizierten, also der Personen ohne Berufsabschluss, von 2,2 Millionen auf 2,9 Millionen gestiegen ist – 700 000 junge Menschen mehr ohne Abschluss. Das ist nicht akzeptabel.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Zu guter Letzt die jährliche Standardmeldung: Wir haben etwas mehr Angebot als Nachfrage; das ist positiv. Und so kommt man wie jedes Jahr zu dem Schluss: Es gibt Passungsprobleme; es gibt ein Problem bei der Mobilität, bei der Berufsorientierung usw. usw.

Es ist eine Definition des Wahnsinns, sagt Albert Einstein, immer das Gleiche zu tun und zu hoffen, dass sich etwas ändert. Richtig, das BMBF ist nicht untätig: Sie haben die Kürzungen bei den ÜLUs zurückgenommen; Sie haben mehr Geld in die Berufsorientierung gesteckt. Aber das reicht nicht.

Stellen Sie sich Folgendes vor: Eine Gruppe von Menschen steht an einem Fahrstuhl, der “Berufsorientierung“ heißt. Der Knopf ist gedrückt; das Licht sagt, dass Sie den Fahrstuhl haben wollen, aber er kommt nicht. – Es gehen nicht mehr in das System hinein. Es verändert sich an dieser Stelle nicht so, wie wir es haben wollen. Aber es wird immer irgendeinen Trottel geben, der wieder auf den Knopf drückt und hofft, dass dann der Fahrstuhl kommt. Er kommt nicht! Was man machen muss, ist: Man sucht vielleicht die Treppe. Die Treppe sind in diesem Fall die Ergebnisse der Enquete-Kommission, die wir in der letzten Legislatur hatten. Und sie sagt: Berufsorientierung ist wichtig, aber sie muss auch richtig gemacht werden.

– Hierfür haben wir in unserem Antrag am Anfang der Legislatur klare Vorschläge gemacht. Das heißt, ein individueller, auf einer Potenzialanalyse jedes Einzelnen aufbauender Suchprozess führt am Ende zum Ziel, nicht mehr Plattformen, Messen und Ähnliches. Es geht darum, den einzelnen jungen Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Das haben wir Ihnen vorgeschlagen; das hätten Sie bereits umsetzen können. Das Medikament „Startchancen-Programm“ gibt es, soweit ich weiß, für unser Problem nicht.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Das Nächste ist die Herstellung der Gleichwertigkeit; Sie haben es gesagt. Aber es passiert an dieser Stelle
nichts. Die Verrechtlichung des DQR – von uns vorgeschlagen – würde bedeuten, dass endlich nicht nur in den Sonntagsreden jeder immer sagt: „Ja, es ist gleichwertig, wenn auch andersartig“. Es wäre gleichwertig, wenn wir es verbindlich und verlässlich machen und es verrechtlichen. Das haben wir Ihnen bereits vorgeschlagen. Leider ist auch hier nichts geschehen.

Ich komme zu dem Punkt: Der wesentliche Teil der Dinge hat sich nicht geändert. Sie drücken mit immer mehr Elan auf denselben Knopf und sind traurig darüber, dass sich das System qualitativ nicht ändert. Und ja, heute, in einer Stunde werden wir über die Frage reden, wie wir die Nichtqualifizierten bzw. nicht formal Qualifizierten – auch die erwähnten 700 000 jungen Menschen – besser in das System bekommen.

Insofern: Schalten Sie auch in einer Stunde wieder ein, wenn es nach dem Mittag heißt: „ValiKom goes Legislative“ oder „Wie macht man aus einem erfolgreichen Pilotprojekt ein Gesetz nach dem Motto ‚Knapp daneben ist auch vorbeiʼ?“!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)