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44. Plenarsitzung: Berufliche Bildung
Thema:
Berufliche Bildung
Plenarprotokoll:
Redetext:
Stephan Albani (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren!
Wie heute Morgen schon angekündigt, geht es heute Abend noch einmal um die berufliche Bildung und die Stärkung der beruflichen Bildung. Was wir heute Abend mit unserem Antrag vorlegen, sind nicht mehr und nicht weniger als zwei zentrale Punkte, die als kritische Aspekte aus der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ in der letzten Legislaturperiode entwickelt, festgestellt und im Juli letzten Jahres dem Deutschen Bundestag für die weitere Arbeit übergeben worden sind.
Hieraus leiten wir unter anderem für den Bereich der Berufsorientierung eine klare Verstärkung, einen Boost, wie ich heute Morgen gesagt habe, für die Berufsorientierung ab. In diesem Bereich – wer mit seinen Kammern spricht, der weiß das – werden unglaublich viele Maßnahmen durchgeführt: Praktika, Messen, Schnuppertage etc. etc. Aber all diese Maßnahmen stehen nebeneinander und sind nicht Teil eines gesamten Prozesses. Und genau das zu erreichen, ist die Aufgabe.
Denn stellen Sie sich vor: Die jungen Menschen haben am Ende die Wahl momentan zwischen ungefähr 300 beruflichen Ausbildungen und ungefähr 20 000 Studiengängen. Angesichts der Frage „Was wähle ich da aus?“ – stellen Sie sich mal eine Speisekarte mit 300 Vorspeisen und 20 000 Hauptgängen vor –, ist jeder überfordert. Und hier bedarf es der Orientierung.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich will das Problem mit der Orientierung, wie sie heute stattfindet, an einem Beispiel illustrieren. Ich fragte zum Zeitpunkt der Praktika einen Freund meiner Kinder: „Was hast du denn für einen Praktikumsplatz? Was machst du denn in den zwei Wochen?“ Da sagte er: „Ich mache eines in der Bank.“ Da habe ich gesagt: „Das ist à la bonne heure. Aber du wolltest doch eigentlich in den grünen Berufen in der Baumschule bei uns im Ammerland arbeiten.“ Daraufhin sagte er: „Aber doch nicht im Februar, wenn es schneit und regnet. Da mache ich das schön in der Bank. Da ist es geheizt und warm.“
Das dient nicht der Berufsorientierung, insbesondere im Hinblick auf eine entsprechende Entscheidung in der Zukunft. Insofern fordern wir unter Nummer 1 Buchstabe c unseres vorgelegten Antrages, „ein System zu schaffen, in dem sämtliche Maßnahmen der Berufsorientierung aufeinander aufbauend einen strukturierten, individuellen Suchprozess ermöglichen“. Was heißt das? Wir machen am Anfang eine Potenzialanalyse: Wo sind die Talente der jungen Menschen? Wir finden heraus: Was macht ihnen Spaß? Was macht ihnen Freude? Und dann werden die Schnuppertage genau darauf ausgerichtet – genauso die Praktika; dann bitte mehrere Praktika und zu verschiedenen Jahreszeiten –, um herauszufinden, was die Talente und die Interessen sind. Und das führt dann am Ende auch zum Ziel.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das zweite Thema, das wir aus der Enquete-Kommission mitgenommen und als Vorschlag bzw. Forderung für die Stärkung der beruflichen Bildung heute vorlegen, ist das Ziel der Vergleichbarkeit. Das wurde heute Morgen schon gesagt. Gleichwertig, wenn auch andersartig, zwei Seiten einer Medaille, zwei gleichwertige Säulen etc. – das sind die Worte, die wir alle wählen.
2006 wurde ein Prozess begonnen, mit dem 2013 der DQR, der Deutsche Qualifikationsrahmen; geschaffen wurde, ein achtstufiges System, in dem alle Berufsausbildungen sukzessive eingeordnet werden. Was auf einer Stufe ist, ist auch entsprechend vergleichbar. Dieses wurde in den letzten Jahren erprobt. Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass dieses zwar dem einen oder anderen immer noch Schwierigkeiten macht, aber das Ziel am Ende, die Vergleichbarkeit, wird natürlich nur erreicht werden, wenn man auch sagt: Was gleich ist, muss dannauch entsprechend gleich behandelt werden.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich will die Überzeugungskraft unserer Vorstellung dahin gehend unterstreichen, indem ich erwähne, dass es auch mal eine Zeit gab, in der 1 Kilogramm Pflaumen in Flensburg etwas völlig anderes war als 1 Kilogramm Pflaumen in Hamburg. Das führte schlussendlich dazu, dass man ein Eichamt eingeführt hat, das klar festlegte, wie viel 1 Kilogramm ist. Denn wenn sich damals zwei Leute aus Flensburg und Hamburg begegneten, waren sie stinkesauer, weil der eine viele und der andere wenig Pflaumen hatte. Das hatte mit Gleichwertigkeit nichts zu tun. Beide dachten, sie hätten 1 Kilogramm Pflaumen dabei.
Und um genau das geht es hier. Genau dieser Maßstab, genau diese Eichung ist der DQR, der dann eine Garantie der Vergleichbarkeit gibt und letzten Endes bei einem Treffen von zwei ausgebildeten jungen Menschen, die auf einer DQR-Stufe angekommen sind, auch besagt: Ihr beide seid hiermit wirklich gleichwertig ausgebildet. – Dafür ist nicht nur Transparenz notwendig; hierfür ist eine rechtliche Verbindlichkeit notwendig, die an dieser Stelle die Forderung ist, die wir heute vorlegen.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)