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Blog

42. Plenarsitzung: Berufliche Bildung in der digitalen Welt

Thema:

Berufliche Bildung in der digitalen Welt

Plenarprotokoll:

Redetext:

Stephan Albani (CDU/CSU):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An dieser Stelle im Reigen wird es langsam schwierig, etwas zu sagen, vor allen Dingen, wenn wir uns alle verhältnismäßig einig sind. So möchte ich mit einem kurzen Gedanken beginnen: Gewohntes hat die Eigenschaft, selbstverständlich zu werden. Das gilt für Freundschaften, das gilt für Gemeinschaften, das gilt für so vieles im Leben. Erst wenn es fehlt, wenn es in Leiden gerät, dann stellt man fest, was man daran gehabt hat.

Die berufliche Bildung, vor kurzem im Berufsbildungsbericht vorgestellt, ist per situationsbezogenem Blick eine Erfolgsgeschichte. Sie ist auch heute ein Erfolg. Es gibt allerdings natürlich Veränderungen, die nachdenklich machen. Aber schaut man aus dem benachbarten Ausland hierher, sei es von Skandinavien mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 19 Prozent, sei es von anderen Ländern wie zum Beispiel Serbien, das diese berufliche Ausbildung momentan erst einführt und wo man überhaupt keine Passgenauigkeit von Bedarf und entsprechender Ausbildung hat, dann weiß man, was man an dieser Stelle hat.

Natürlich haben wir Dinge, denen wir uns stellen müssen. Wir haben gesagt: Wir haben zwar ein Überangebot an Ausbildungsstellen, aber wir haben Passungsprobleme, und wir haben eine Abwanderung in Richtung akademischer Berufe. Aber es wird überhaupt nichts helfen, Herr König, wenn wir akademisch Ausgebildete als Schreibtischtäter bezeichnen und auf diese Art und Weise herabwürdigen; das wird der beruflichen Bildung gar nichts helfen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Vielmehr müssen wir aufklären und bessere Perspektiven schaffen. Schaut man sich die Auflösungsquoten bei den Ausbildungsverträgen in den entsprechenden Statistiken an, so stellt man von oben herunter fest: Da steht so etwas wie „Sicherheitsfachleute“, „Koch“ oder „Restaurantfachleute“. In dem Moment wird deutlich: Das sind Berufe, mit denen bei Berufsbeginn wahrscheinlich völlig falsche Vorstellungen verbunden sind. Denn ein Koch hat halt nichts mit „The Taste“ zu tun, und nicht jede Sicherheitsfachkraft landet später bei CSI. Wenn wir an dieser Stelle während der schulischen Ausbildung hierzu besser beraten entsprechend den Talenten, dann wird dieses besser funktionieren. Es wird uns also nicht weiterbringen, das Ganze gegeneinander auszuspielen, sondern, es miteinander zu entwickeln.

Deswegen ist diese Enquete-Kommission wichtig; denn wir haben heute mit der digitalen Herausforderung letzten Endes alle Berufe auf den Prüfstand zu stellen und sie an dieser Stelle auch zukunftssicher zu gestalten. Ja – Herr Lauterbach hat es schon gesagt –, es wird auch Berufe geben, die sich deutlich ändern werden. Aus dem Kfz-Mechaniker ist der Kfz-Mechatroniker geworden. Mittlerweile ist das kein Drama mehr. Aber wenn wir immer nur über junge Leute reden, vergessen wir ein ganz klein bisschen, dass diejenigen, die diese Berufe heute innehaben, genauso von diesem Wandel betroffen sind, und sie sind vor allen Dingen die Werbeflächen für die Auszubildenden der Zukunft. Insofern ist es wichtig, auch hier die Sorge und die Angst zu nehmen, dass diese Veränderungen sie an dieser Stelle abhängen; vielmehr werden wir auch diese Leute mitnehmen müssen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

Ein letzter Punkt, den ich nennen möchte: Ja, es wird auch Berufe geben, die wegfallen. Das wird so sein. Wenn ich in Berufsschulen zu Gast bin und frage: „Wer von euch kennt den Küfer noch?“, dann kommen nicht allzu viele Finger hoch. Ich glaube, es ist auch niemand traurig, dass vor 100 Jahren der Beruf des sogenannten Gasriechers abgeschafft worden ist. Der Gasriecher ist losgegangen und hat bei den Stadtwerken Gaslecks aufgespürt. Hier hat die technische Entwicklung dazu geführt, dass dieser Beruf aufgehört hat, zu existieren. Ich bin mir sicher, dass es Menschen gegeben hat, die ihn mit großem Stolz ausgeführt haben, und dennoch hat die Zeit einen Wandel gebracht.

Heute geht es bei den Berufen in andere Richtungen. Dafür ist die Enquete-Kommission da. Das machen wir gemeinsam. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)