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Blog

220. Plenarsitzung: Forschung Anticorona-Medikation

Thema:

Forschung Antikorona-Medikation

Plenarprotokoll:

Redetext:

Stephan Albani (CDU/CSU):

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Verehrte Frau Präsidentin!

Angekündigt war „Warp Speed“, heute wurde der Titel des FDP-Antrags noch durch den Begriff „Lichtgeschwindigkeit“ ergänzt. Als alter Trekkie möchte ich Sie mal aufklären:

(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Wir sind schon aufgeklärt, vielen Dank!)

Es gibt keine höhere Geschwindigkeit als Lichtgeschwindigkeit, und der Warp-Antrieb hat einzig und allein den Trick, dass er den Raum krümmt und damit die Distanz verkürzt.

(Heiterkeit der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])

Dadurch ist man am Ende schneller, aber die Geschwindigkeit bleibt gleich. Warum erwähne ich das – denn diese Aufklärung haben Sie mit Sicherheit nicht gebraucht –, warum erkläre ich das?

(Zuruf des Abg. René Röspel [SPD])

– Ja, das ist wieder was anderes – Ich erkläre das, weil es in der Medikamentenentwicklung keine Abkürzungen, keine Tricks geben darf. Wir müssen mit höchster Geschwindigkeit arbeiten. Dass das möglich ist, hat insbesondere die Entwicklung des BioNTech-Wirkstoffes deutlich gezeigt. Aber auch hier müssen wir ehrlich sein: Wenn wir nur die zwölf Monate vom Moment des Auftretens der Pandemie bis zur Zulassung des Medikamentes betrachten, ist das nicht ganz richtig. Das Unternehmen wäre nicht in der Poleposition gewesen, wenn nicht vorher – 15, 17 Jahre lang – bereits eine Förderung erfolgt wäre. Diese war die Voraussetzung.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Mit Sicherheit gehört es dazu, dass wir alles auf den Prüfstand stellen, was Abläufe in der Zulassung unnötig verlängert. Hierzu möchte ich ein Beispiel nennen, wie man es aus meiner Sicht richtig macht. Der Kollege Röspel und ich wurden vor einigen Jahren darauf hingewiesen, dass auf dem Gebiet der Testungen die Antragstellung bei der Zulassung besonderer Testschemata beim Bundesamt für Strahlenschutz mitunter bis zu zwei Jahre dauerte. Wir haben dazu einen parlamentarischen Antrag auf den Weg gebracht. Heute ist es so, dass das Amt, nachdem alle Unterlagen vorliegen, binnen sechs Wochen zu reagieren und eine entsprechende Erlaubnis zu erteilen oder diese abzulehnen hat. Das ist eine Beschleunigung, die ohne eine negative Beeinflussung der Patientensicherheit geht, und so muss es sein.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Es tut mir leid, liebe Kolleginnen und Kollegen: Da fehlt mir ein bisschen die Substanz.

Wenn wir jetzt mal gucken, was an Substanz schon vorhanden ist, dann finden wir einiges. Flankiert vom Rahmenprogramm Gesundheitsforschung haben wir in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren eine ganze Menge getan, um die medizinische Forschung deutlich nach vorn zu bringen; konkret mit Blick auf Covid-19 sind zum Beispiel die 150 Millionen Euro für den Aufbau eines Forschungsnetzwerks zu erwähnen.

Warum erwähne ich das hier so explizit? Bei einer Viruserkrankung ist zunächst einmal der Impfstoff das zentrale Medikament; denn es gibt keine Wirkstoffe, die Viren ursächlich bekämpfen. Es gibt Wirkstoffe, die die Auswirkungen von Viren im Körper abschwächen, den Körper stärken, bestimmte Wirkungen aufheben; aber sie wirken nicht ursächlich. Ursächlich muss sich der Körper selber gegen das Virus durchsetzen, und dabei helfen wir ihm. Das ist anders als bei Bakterien, die durch Antibiotika bekämpft werden können. Insofern brauchen wir eine Menge Informationen über den Verlauf dieser Viruserkrankung. Diese sammelt zum Beispiel dieses Forschungsnetzwerk, um auf der Grundlage der Forschungsergebnisse entsprechende Medikamente zu entwickeln. Das wird getan. Hierfür haben wir zunächst Mittel in Höhe von 50 Millionen Euro, jetzt aufwachsend auf 300 Millionen Euro, zur Verfügung gestellt.

Noch viel wichtiger ist aber, dass die Voraussetzung geschaffen wird. Das geschieht im Rahmen des Rahmenprogramms Gesundheitsforschung, das wir kontinuierlich fortschreiben. Dieses Rahmenprogramm werden wir dahin gehend erweitern, dass wir körperliche und psychosoziale Folgen von Covid-19, Suchterkrankungen und andere Dinge, die sich daraus ergeben, erforschen. Wir werden die Medizininformatik-Initiative stärken und jetzt auch den Vorschlag unterbreiten, auf europäischer Ebene eine entsprechende Pandemiebewältigungsagentur zu etablieren. Das ist allemal sinnvoller und realistischer als die Art Superman oder – das muss man heute hinzufügen – –woman, die in der Lage sein sollen, an dieser Stelle etwas zu leisten. Ich würde keinem einzelnen Menschen, auch keinem Professor, zutrauen, einen Überblick über alles zu haben. Hier muss man sich letzten Endes wesentlich breiter aufstellen. Das ist seriös und klingt nicht ganz so kernig.

Insofern komme ich zum Ende, was die Kernigkeit anbelangt. Jonglieren wir nicht mit Science-Fiction, Warp und Lichtgeschwindigkeit, wovon wir keine Ahnung haben, sondern lassen wir Captain Kirk auf der Brücke der NCC-1701 Enterprise und machen weiterhin ordentliche Politik mittels Rahmenprogramm und konkreter Arbeit an den entsprechenden Gesetzen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)