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82. Plenarsitzung: Berufliche Bildung
Thema:
Berufliche Bildung
Plenarprotokoll:
Redetext:
Stephan Albani (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Bevor ich zu dem eigentlichen Inhalt unseres Antrages komme, möchte ich eine Klarstellung vornehmen: Unser Antrag ist definitiv kein Besinnungsaufsatz in Sachen berufliche Bildung.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)
In diesem Zusammenhang empfehle ich die Lektüre des Berichts der Enquete-Kommission der vergangenen Legislatur.
Uns war es wichtig – da möchte ich direkt an Jens Brandenburg anschließen –, aus dem Wollen ein Tun werden zu lassen. Deshalb haben wir zwei Punkte herausgenommen, bei denen wir davon ausgehen, dass sie kurz- sowie mittel- und langfristig eine wirkliche Veränderung bringen, und nicht das gesamte Kaleidoskop aufgemacht. Das haben Sie sehr schön getan. Uns sind zwei Punkte wichtig, nämlich die Berufsorientierung – die haben Sie erwähnt –, und die Verrechtlichung des DQR. Sie haben Ihre Rede eben damit geschlossen, dass Sie gesagt haben, Sie wünschen, dass junge Menschen über eine berufliche Ausbildung nachdenken. Wir müssen den jungen Menschen in der Berufsorientierung helfen, ihren Weg zu finden.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wir tun zwar viel, aber nicht zielorientiert und nicht individuell. Deswegen erwarte ich am Anfang der Berufsorientierung eine Potenzialanalyse, genau wie wir das in den letzten drei Jahren – Jens, du warst dabei – erarbeitet haben. Die daraus resultierenden Maßnahmen – Schnuppertage, Praktikum und Ähnliches – sollten nicht nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden, sondern sich an dem individuellen Potenzial des einzelnen jungen Menschen ausrichten, sodass er wirklich durchtestet, was für ihn infrage kommt und was nicht. Am Ende steht dann eine passende berufliche Orientierung für den Einzelnen und nicht einfach nur viele Maßnahmen, die man aus- probiert hat, mit zufälligem Ergebnis. Das ist uns wichtig.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wer das nicht glaubt, für den habe ich ein kleines Beispiel, das ich erleben musste, als ich in meiner eigenen Familie einen jungen Mann begrüßte und dabei fragte: Wo machst du denn dein Praktikum? – Der junge Mann antwortete: Ich mache mein Praktikum in einer Bank. – Daraufhin sagte ich: Du wolltest doch aber in die grünen Berufe, du wolltest doch im Bereich Garten- und Landschaftsbau, Baumschulen und so etwas dein Praktikum machen. – Der junge Mann sagte: Ja, aber ich bin doch nicht blöd. Das Praktikum ist im Februar; da ist es kalt, und es regnet. In der Bank ist es warm und überdacht. – So funktioniert Berufsorientierung gerade nicht.
(Heiterkeit bei der CDU/CSU)
Vielleicht sollte man darüber nachdenken, manche Praktika dann anzubieten, wenn sie für die entsprechenden Berufe attraktiv sind.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Der zweite Punkt ist die Verrechtlichung des DQR. Ja, wir alle hier reden immer wieder über die Andersartigkeit, aber Gleichwertigkeit beider Ausbildungssysteme, der akademischen und der beruflichen. Der DQR – für diejenigen, die diesen Begriff nicht täglich im Munde führen – ist ein System, das seit 2013 in der Erprobung ist und das wir verwenden, das aber bisher nicht rechtlich verbindlich ist, in dem alle Ausbildungen, die man in Deutschland erreichen kann, egal auf welchem Weg sie gemacht wurden, zueinander ins Verhältnis gesetzt und eingestuft werden. Die Abschlüsse im Bereich der beruflichen Bildung befinden sich oft mit denen aus der akademischen Bildung auf einer Stufe, aber erst wenn das rechtlich verbindlich ist, werden wir eine wirkliche Gleichwertigkeit haben.
Für diejenigen, die das nicht glauben, ein kleines Beispiel zum Schluss: Es gab eine Zeit in Deutschland, in der ein Kilogramm in Flensburg etwas anderes war als ein Kilogramm in Hamburg. Daraufhin gab es die Entscheidung: Es muss eine Eichkommission geben, die ein Kilo genau definiert. Und ich möchte, dass wir endlich aus dem Mittelalter der Bildung in der Gegenwart ankommen und auch hier sagen: Ein Kilogramm Bildung muss, egal ob es akademisch oder beruflich erworben ist, ein Kilogramm sein. Und das leistet der DQR. Die Zeit ist gekommen, ihn zu verrechtlichen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Insofern: Stimmen Sie unserem Antrag zu. Er ist passgenau. Es geht um zwei Punkte. Ich weiß, was die Opposition gleich sagen wird –
(Jessica Rosenthal [SPD]: Die Regierung! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Opposition seid ihr! Ihr habt es nur noch nicht gemerkt! Das ist das Problem!)
– Entschuldigung, die Regierung –: Da fehlt dies, da fehlt jenes. – Es geht nicht um dieses und jenes; es geht nicht darum, dass wir die Schwachen nicht vergessen dürfen.
Sondern es geht darum, diese beiden Punkte jetzt umzusetzen. Sie machen einen Unterschied. Das wollen wir miteinander erreichen.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)