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PM-Lese-und-Schreibschwaechen
Jeder 7. Deutsche kann einer Studie zufolge nicht richtig lesen und schreiben. Ca. 13,5 Millionen Deutsche verstehen nur einfache Sprachelemente; Fakten, die erschrecken!
So ging es auch Stephan Albani bei seinem ersten Zusammentreffen mit der ABC Selbsthilfegruppe für Analphabeten in Oldenburg, deren erster Wunsch allein schon der Verzicht auf den stigmatisierenden Begriff „Analphabet“ ist, der durch Lese- und Schreibschwache ersetzt werden möchte.
Stephan Albani versprach, sich des Themas anzunehmen, bat seinen Kollegen Xaver Jung, ebenfalls Mitglied des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und Berichterstatter für diese Form der Erwachsenenbildung um Unterstützung und so kam es heute im Bundestag zum Zusammentreffen von Vertretern der Selbsthilfegruppe aus Oldenburg, den pädagogischen Betreuern, Vertreter des Teilnehmerrates, Vertretern der Gesellschaft für Deutsche Sprache und des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung e.V. mit den beiden MdB´s.
Einer der 15 Diskutanten, übrigens beruflich Zeitungsausträger für die NWZ, wie sonst auch 57% der Betroffenen in festen Jobs tätig sind, brachte es auf den Punkt, als er über die Angst sprach, „entdeckt“ bzw. „enttarnt“ zu werden, als „Analphabet“ beschimpft zu werden und im schlimmsten Falle die Arbeit zu verlieren. Durch die Schilderung der persönlichen Schicksale der Betroffenen, die sich dann doch nach Outing oder immer noch inkognito an der Volkshochschule einfanden, wurde eindrücklich die Notwendigkeit vermittelt, dieses Thema mehr in der Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.
Stephan Albani und Xaver Jung, übrigens selbst Pädagoge, nahmen die Forderungen der Gäste auf, 1. das Verständnis und die Akzeptanz für Menschen mit Leseund Schreibproblemen zu stärken, 2. den Betroffenen mehr Mut zu machen, um sie aus dem „Schneckenhaus“ der Angst und Isolierung zu befreien, 3. die gesellschaftlichen Vorurteile gegenüber Menschen mit Lese- und Schreibproblemen abzubauen, 4. auch Migranten ohne Schulbildung stärker einzubeziehen und sie zu einer Kursteilnahme zu ermutigen, 5. mehr finanzielle Mittel für diese Arbeit der Erwachsenenalphabetisierung bereitzustellen, 6. eine rechtzeitige Förderung bereits in der Schule zu ermöglichen, 7. mehr Verständnis bei Arbeitgebern und Arbeitsvermittlungen zu erreichen und 8. die Vernetzung der Arbeit der neun deutschen (davon vier in Niedersachsen) Selbsthilfegruppen untereinander zu fördern und auszubauen.
„ Selbst eine Stadt, wie Oldenburg hat statistisch gesehen ca. 15.000 Betroffene, von denen aber nicht einmal ein Prozent die Angebote z.B. der VHS kennt oder sie aus Angst vor dem Outing nicht wahrnimmt. Hier besteht Handlungsbedarf, da bin ich mir mit meinem Kollegen Xaver Jung einig.
Die sich verändernde Arbeitswelt, das Internet, stetig steigende Anforderungen im Berufs- und Privatleben erfordern Kommunikationskenntnisse in Wort und Schrift. Das geht bis zum richtigen Gebrauch und der korrekten Anwendung von z.B. Medikamenten“, stellt Stephan Albani fest.
Beide Abgeordnete befürworten eine „Alphabetisierungsdekade“, in der verstärkt das Thema in Bund und Ländern fokussiert wird.
„Das geht bis hin zur Einrichtung eines möglichen Lehrstuhls für Alphabetisie-rung an einer oder mehreren Hochschulen, denn möglicherweise muss auch an der Methodik der Wissensvermittlung an der Schule etwas geändert werden. Wenn ein Kind bis zur vierten Klassen nicht richtig lesen und schreiben gelernt hat, ist es für´s Leben abgehängt,“ so Stephan Albani.