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Blog

174. Plenarsitzung: Berufliche Bildung

Thema:

Berufliche Bildung

Plenarprotokoll:

Redetext:

Stephan Albani (CDU/CSU):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürger an den Monitoren zu Hause!

Ja, wir debattieren heute den Berufsbildungsbericht. Das ist richtig. Egal ob wir ihn im April oder heute diskutieren: Grundlage sind die Zahlen von 2019, die vor allen Dingen eine Eigenschaft haben: Sie kamen vor den großen Veränderungen zustande, die wir in dieser Legislatur durchgeführt haben. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an meine Worte „,Los Wochosʼ für die berufliche Bildung“.

Wir haben eine Menge auf den Weg gebracht. Das Berufsbildungsmodernisierungsgesetz ist zum Anfang dieses Jahres gestartet. Hinzu kommt das Aufstiegs-BAföG mit großen Veränderungen, mit Vollzuschuss, mit der Möglichkeit, wenn man einen Betrieb übernimmt, die Gesamtkosten erlassen zu bekommen, mit deutlichen Steigerungen. All diese Dinge sind dieser Tage überhaupt erst ans Netz gegangen. Diejenigen, die entweder die Zahlen aus dem Bericht oder die Zahlen aus diesem Jahr zugrunde legen, machen ungefähr den Fehler, den ein Mensch macht, der glaubt, dass mit dem Kaufen einer Tablette in der Apotheke die Schmerzen bereits vorbei sein können. Das ist falsch. Man muss sie immer auch schlucken.

Wir haben uns auf Maßnahmen geeinigt – das heißt, wir sind auf dem Weg –, und das haben wir gemeinsam getan – das ist etwas sehr Wichtiges –: in allen Bereichen, mit den Sozialpartnern, mit der Politik. Mir ist an dieser Stelle sehr wichtig, dass wir uns darüber klar werden, dass man sich bei all diesen Veränderungen immer überlegen muss: Wann werden sie wirken? Wir können davon ausgehen, dass die vorgenommenen Änderungen sich überhaupt erst bei denjenigen Auszubildenden auswirken, die in diesem Jahr ihre Ausbildung beginnen.

Eben wurde gesagt, unter Corona sei das Angebot an Lehrstellen gesunken. Ja, Angebot und Nachfrage sind gesunken. Wenn man die Zahlen ehrlich betrachtet, stellt man fest: Der gesamte Ausbildungsmarkt ist um 8 Prozent kleiner geworden. Das Verhältnis von angebotenen zu nachgefragten Stellen liegt in diesem Jahr bei 110 zu 100. Noch mal: 110 angebotene Stellen stehen 100 Nachfragenden gegenüber. Das heißt, wir haben ein Überangebot, und wir dürfen davon ausgehen, dass die bisher noch nicht Versorgten bis Ende September eine Stelle finden können.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Insbesondere im Zuge von Corona haben wir noch vor der Sommerpause ein sehr umfassendes Paket im Wert von einer halben Milliarde Euro beschlossen. Aus den Betrieben in meinem Wahlkreis kommt durchaus die Rückmeldung, dass man sehr positiv wahrnimmt, dass diejenigen, die von Corona betroffen sind und bei aller Kraftanstrengung und allen Schwierigkeiten die Ausbildungsplätze halten, eine Unterstützung von 2 000 Euro pro Ausbildungsplatz bekommen. Diejenigen, die sogar noch darüber hinausgehen und sagen: „Gerade jetzt müssen wir in Zukunft investieren“ – das muss man sich klar machen: diejenigen, die heute ausgebildet werden, sind in drei bis fünf Jahren fertige Kräfte, und dann werden wir sie brauchen –, bekommen eine Unterstützung von 3 000 Euro. Für diejenigen, die trotz aller Bemühungen, insbesondere im Bereich der wirtschaftlichen Unterstützung der Unternehmen, nicht in der Lage sind, die Ausbildung in ihrem Betrieb weiterzuführen, sind entsprechende Hilfen vorhanden, wenn andere Betriebe diese Auszubildenden übernehmen. Ich halte das für richtig, und ich halte das für wirksam.

Des Weiteren muss man sich vor Augen führen, dass im September 2019 laut Berufsbildungsbericht 53 100 offene Stellen 24 500 suchenden jungen Menschen gegenüberstanden. Also auch hier haben wir eher Passungsprobleme im System – derer wir uns annehmen müssen; das ist richtig –, und dafür werden entsprechende Maßnahmen ergriffen.

Das Nächste, was ich hier noch klarstellen wollte, ist: Die Anzahl – das zeigt der Bundesbildungsbericht auch – der in die Berufsbildung Gehenden war vor der Coronapandemie gegen den Trend eher sogar ansteigend. Während die Zahlen in anderen Bereichen demografisch eher zurückgingen, hatten wir hier einen Zuwachs zu verzeichnen. Auch das muss man an dieser Stelle einmal bewerten. Das heißt, die Attraktivität in diesem System ist weiterhin vorhanden.

Liebe Kollegin Fahimi, das muss ich korrigieren: Es waren zwar 26,5 Prozent Vertragslösungen zu verzeichnen – das ist richtig –; aber es ist sehr hilfreich, wenn man noch dazusagt, dass 60 Prozent der Auszubildenden ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb weiterführen könnten.

Das bedeutet: Ein Abbruch kann auch mit einem Umstieg einhergehen. Auch das sollte man an dieser Stelle berücksichtigen.

Insofern komme ich in aller Kürze noch zu den – –

Vizepräsidentin Claudia Roth:

Sie müssen sich wirklich sehr kurzfassen.

Ja, davon können Sie ausgehen. – Die suggerierte Schieflage im System ist nicht vorhanden, liebe AfD. Die Ausbildungsumlage, liebe Linke, ist kalter Kaffee und würde die Unternehmen momentan eher belasten als ihnen helfen. Die Förderungen gestalten wir schön mit dem Schraubenzieher: ordentlich für die Akademiker und für die Berufsbildung mit dem SBB-Stipendium. Da sind wir gut dabei. Im Antrag der Grünen habe ich viele Vorschläge gefunden, die wir schon umsetzen. Ich glaube, wir sind auf dem Weg, es ganz ordentlich zu machen.

Herzlichen Dank. – Und stellvertretend für alle, die ihre Ausbildung jetzt beginnen, –

Vizepräsidentin Claudia Roth:

Herr Albani!

– wünsche ich Marco, meinem Praktikanten, alles Gute. Wir brauchen euch. Er wird eine Pflegeausbildung machen.

(Beifall bei der CDU/CSU)