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160. Plenarsitzung: Gründung des Square Kilometre Array-Observatoriums
Thema:
Gründung des Square Kilometre Array-Observatoriums
Plenarprotokoll:
Redetext:
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Das „Square Kilometre Array“ Observatory ist ein Radioteleskopnetzwerk mit großer, weit verteilter Sammelfläche – daher übrigens der Name –, was mich als Physiker natürlich maximal begeistert.
Die Schlüsselprojekte – Mario Brandenburg hat sie schon skizziert – reichen vom Test der Schwerkraft mit starken Gravitationsfeldern über die Untersuchung von Galaxienentwicklung und dunkler Energie – von schwarzen Löchern unter anderem; vielleicht finden wir da auch das Geld für den nächsten Haushalt –
(Heiterkeit des Abg. Thomas Jarzombek [CDU/CSU])
bis zu Ursprung und Entwicklung kosmischer Magnetfelder.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schwarze Null!)
Die Ministerin hat den Beitritt zum SKA-Projekt unlängst auf einer Südafrika-Reise angekündigt, und nun liegt uns das Gesetz dazu vor – ein Gastgeschenk von bemerkenswertem Umfang: Die Finanzierung von 21 Millionen Euro soll seitens der Max-Planck-Gesellschaft erfolgen. Die Deckung der Betriebskosten nach 2028 – unklar. Mehrkosten dürfen in diesem Fall leider auch nicht entstehen.
Dazu muss man wissen: Deutschland ist 2015 aus dem SKA-Projekt ausgetreten, weil wir es uns nicht leisten konnten. Der Grund war damals eine Kostenexplosion beim internationalen Beschleunigerzentrum FAIR in Darmstadt. Damals stieg der Haushalt in realen Preisen jährlich noch um 5 Prozent. Heute sehen wir einen Haushalt, der im Vergleich zum Vorjahr um 2 Milliarden Euro gekürzt wurde – wir sind gespannt, wie viele Mittel im kommenden Jahr bereitstehen –, was bedeutet: im Moment weniger Geld für Wissenschaft und Forschung.
Zwei große Fragen sind bei FAIR von der Koalition bis heute noch nicht gelöst. Erstens. Woher sollen die Mittel für die jährlichen Betriebskosten in Höhe von 145 Millionen Euro kommen? Das Budget des GSI Helmholtzzentrums gibt dieses nicht her. Zweitens. Russland trägt gemäß seinem Anteil von 17,36 Prozent an FAIR Betriebskosten von jährlich 41 Millionen Euro. Wie sieht es damit nunmehr aus? Leider völlig unklar bisher! Das sind Situationen, die wir so leider nicht akzeptieren können.
(Dr. Holger Becker [SPD]: Was hat das mit dem SKAO zu tun?)
– Du ahnst es, Holger; die Antwort kommt sofort. – Daher sollte Deutschland keine Zusagen machen, die wir eventuell auf Dauer nicht halten können.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ein zweiter Austritt Deutschlands aus dem SKA würde mit einem dauerhaften irreparablen internationalen Reputationsschaden einhergehen. Warum werde ich angesichts so begeisternder Forschungsinfrastruktur als Wissenschaftler auf einmal zum Pfennigfuchser?
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sind wir wirklich gespannt!)
Ich habe Anfang/Mitte der 90er-Jahre Physik studiert, und damals war in Sachen Forschung in Deutschland eines klar: So bald wie möglich raus aus Deutschland zum Forschen ins Ausland. Aber Ende der 90er-/Anfang der 2000er-Jahre wurde umgesteuert: Durch verlässliche Rahmenbedingungen, eine programmatische Ausrichtung der Forschung, die Rückgewinnung der besten Köpfe zusammen mit der Hightech-Strategie, den Pakten für eine dynamische Ausstattung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen
(Zuruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
wurden entscheidende Grundlagen gelegt, die zum Wiedererstarken unserer Forschung beigetragen haben. Und heute? Binnen zwei Jahren haben sich die Unsicherheiten wieder erheblich gesteigert. Was wird aus dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz? Was geschieht infolge der unpriorisierenden Kürzungen bei Batterieforschung, Quantencomputing, KI usw.? Was wird aus den enormen Betriebskostensteigerungen aller großtechnischen Anlagen? Und FAIR ist dabei ein ganz besonderes Problem und Thema.
(Maja Wallstein [SPD]: Aber darüber reden wir heute nicht!)
– Doch, darüber reden wir. Vertrauen und Verlässlichkeit sind die Grundlage von
vielem und insbesondere eines prosperierenden Wissenschaftssystems. Unsicherheiten sind Gift dafür. Unsicherheit haben alle Menschen gerade mehr als genug. Hinzu kommen nun aber auch im Wissenschaftsbereich Zusagen, von denen wir nicht wissen, ob wir sie halten können. Ich will die ganzen eben aufgezählten nicht wiederholen. Daher: Bevor man eine solche Zusage macht, die ich physikalisch-experimentell absolut nachvollziehen kann,
(Maja Wallstein [SPD]: Aha!)
sollte man seine Hausaufgaben erst einmal ordentlich machen. Und hier warten wir jetzt seit Wochen und Monaten, um diese Unsicherheiten zu beheben.
Vizepräsidentin Yvonne Magwas: Kommen Sie bitte zum Schluss.
Also: Das eine tun, aber vor allen Dingen das andere nicht lassen! Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja eine Enthaltungspirouette! Oder stimmt die Union gar dagegen?)